O-03 Vielfalt sichtbar machen – Chancengleichheit verwirklichen

Status:
Nicht abgestimmt

In der NRWSPD gibt es zahlreiche Mitglieder mit Einwanderungsgeschichte bzw. Mitglieder, die selbst oder deren Eltern aus anderen Ländern nach Deutschland gekommen sind. Wie in allen gesellschaftlichen Bereichen gibt es auch in der NRWSPD eine Repräsentanzlücke. Das sollte sich ändern, denn Chancengleichheit bestimmt sich auch bei der Besetzung von Ämtern und Mandaten – vom Ortsverein bis in die Parteispitze hinein. Wir wollen uns stärker öffnen und gezielt um Mitglieder mit Einwanderungsgeschichte werben. Denn es sind die jungen Menschen, die Frauen und Personen mit Migrationsbiographie, die über die Zukunftsfähigkeit der Sozialdemokratie zu einem Großteil mit entscheiden werden.

 

Dafür wollen wir die Arbeit der Zukunftswerkstatt Integration hinsichtlich der interkulturellen Öffnung der SPD aufgreifen:

„Für jeden, der sich für Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität engagieren will, ist Platz in unserer Partei – dieses Kernversprechen der deutschen Sozialdemokratie müssen wir erneuern und zeitgemäß weiterentwickeln. In einer Zeit, in der Deutschland vielfältiger wird, immer mehr Menschen unterschiedlicher Herkunft, Religion und Weltanschauung in unserem Land zusammenleben, muss auch die SPD selbst vielfältiger werden, um Volkspartei zu bleiben. Wir wollen mit unserer Politik gesellschaftliche Vielfalt und Teilhabe fördern. In unserer Partei wollen wir sie vorleben.“

(Aus: Zehn Ziele Zukunftswerkstatt, Beschluss der Steuerungsgruppe vom 13. September 2010)

Ziel ist es, dauerhafte Strukturen innerhalb der NRWSPD zu verankern, die es ermöglichen, die Zielgruppe der Mitglieder mit Einwanderungsgeschichte stärker einzubeziehen. Haupt­augenmerk ist eine Interkulturelle Öffnung der NRWSPD, die gleichberechtigte Teilhabe und die Verwirklichung von Chancengleichheit von Einwander*innen und ihrer Kinder in allen Organi­sationen und auf allen politischen Ebenen der NRWSPD ermöglicht. Die NRWSPD soll erkennbar vielfältiger werden. Die NRWSPD leitet einen Perspektivwechsel ein und verpflichtet sich auf ein Diversity-Mainstreaming.

 

  1. Der NRWSPD-Landesvorstand legt einen Fortschrittsbericht über den Stand der Interkulturellen Öffnung vor.

Der Bericht ist Analyse zum Stand der Vielfalt in der NRWSPD und Handreichung zur Intensivierung der Interkulturellen Öffnung – vom Ortsverein, über die Unterbezirke, Kreise und Regionen, bis hin zum Landesverband. Grundlage des Berichts ist eine Analyse der Mitgliederstruktur, der Gremienbesetzung und Mandatsverteilung. Der Fortschrittsbericht enthält Vorschläge zur Intensivierung der Interkulturellen Öffnung. Vorbild sind die Gleich­stellungsberichte der ASF.

 

  1. Eine verordnete Quote, losgelöst von der Bevölkerungsrealität ist nicht zielführend.

Daher sollte sich jede Gliederung mit der Frage beschäftigen, inwiefern sie Personen mit Einwanderungsgeschichte, Frauen und junge Menschen in ihre Arbeit einbezieht und sie in ihren Gremien vertreten sind.

Neben dem Reißverschlussverfahren, dass die Gleichstellung der Geschlechter sicherstellen soll, tritt der Diversity-Faktor: Jede Gliederung ist aufgerufen eigene, der örtlichen Bevölkerung angemessenen Ziele für mehr Vielfalt zu vereinbaren. Der Landesvorstand geht mit gutem Beispiel voran und gibt sich eine Zielvereinbarung von 20% an Mitgliedern mit Ein­wanderungsgeschichte. Der Bevölkerungsanteil von Menschen mit Ein­wanderungs­­­geschichte betrug in 2019 in NRW 25,6% (vgl. Bundeszentrale für politische Bildung, 20.09.2020) und dem derzeitigen Landesvorstand der NRWSPD gehören 10,52% Menschen mit Ein­wanderungsgeschichte an.

Die Gliederungen werden ermuntert bei der Aufstellung ihrer Listen- von der Kommunal- bis hin zur Landtagsliste – neben Gleichstellungs- Proporz- und Strömungsaspekten, den Vielfaltsfaktor zu berücksichtigen. Er sollte rechtzeitig vor Kandidat*innenerklärungen erfolgen.

 

  1. Die NRWSPD wirbt gezielt um junge Menschen aus Vielfaltsfamilien.

Auf die Mitgliedschaft kommt es an! Aus diesem Grund ist sowohl der NRWSPD- Landesvorstand gefragt als auch jede Gliederung – vom Ortsvereins- bis zum Unterbezirks- und Kreisvorstand. Der NRWSPD Landesvorstand schafft eine „stille Sichtbarkeit“ in seinen Materialien. Dadurch wird die Normalität von Vielfalt unterstrichen. Die Gliederungen werden ermuntert bei ihrer Neumitgliederwerbung gezielt auch Bürger*innen mit Einwanderungs­geschichte für die sozialdemokratische Idee zu gewinnen.

 

  1. Die NRWSPD-Parteischule soll ehrenamtliche Schulungen zur Stärkung der interkulturellen Kompetenz anbieten.

Die NRWSPD-Parteischule wird damit beauftragt, ein Schulungsprogramm und Schulungs­module für den haupt- und ehrenamtlichen Bereich aufzulegen, in denen das Thema Interkulturelle Öffnung als eine der Querschnittsaufgaben gesehen wird. Bereits bestehende Module zu „Antirassismus“ und „Antidiskriminierung“ sollten ausgebaut und intensiviert werden. Wir streben an, dass die Mitgliederbeauftragten auf allen Ebenen der Partei sich das Thema Interkulturelle Öffnung zu Eigen machen. Hierzu sollte ein entsprechendes Informationspaket erstellt werden und der direkte Austausch mit den Mitgliedsbeauftragten gesucht werden. Die NRWSPD- Parteischule integriert somit ein Modul „Interkulturelle Öffnung der SPD“ in ihre Schulungsangebote, insbesondere in die für Neumitglieder.

Begründung:

Wir wollen aufklären und nicht anklagen!

Deshalb setzen wir als AG Migration und Vielfalt zukünftig verstärkt auf Informations­veranstaltungen in den Ortsvereinen, Unterbezirken und Kreisverbänden. Hier bringen wir gerne unser vorhandenes Potenzial und unser Fachwissen gewinnbringend ein.

Rückblickend haben wir festgestellt, dass in den verschiedenen genannten Parteiebenen oftmals eine Wissenslücke in Bezug auf die Themenbereiche Integration, Migration und Flucht herrschen. Hier haben wir bereits vereinzelt durch Fachvorträge und anschließenden konstruktiven Diskussionen viele Vorurteile und Stereotype abbauen können. Referieren können wir u. a. auch zu Themen des Extremismus in der migrantischen Community, denn „Unsere Demokratie ist wertvoll und muss gestärkt werden“. Als Arbeitsgemeinschaft werden unsere Aktivitäten zur Wahrung der Demokratie und Rechtsstaatlichkeit gegen „Neue Rechte mit und ohne Einwanderungsgeschichte“ verstärken. Darüber hinaus halten wir den Kontakt zu demokratischen Migrant*innenselbstorganisationen.

 

„In Deutschland hat gut jede vierte Person einen Migrationshintergrund – in Westdeutschland galt dies im Jahr 2019 für 29,1 Prozent und in Ostdeutschland für 8,2 Prozent der Bevölkerung. Bezogen auf die Bundesländer leben die meisten Personen mit Migrationshintergrund in Nordrhein-Westfalen (2019: 25,6 Prozent). Ihr Anteil an der Bevölkerung ist in Bremen am höchsten (36,5 Prozent). Von allen Personen mit Migrationshintergrund sind knapp zwei Drittel selbst eingewandert und gut ein Drittel ist in Deutschland geboren (64,4 bzw. 35,6 Prozent). Etwas mehr als die Hälfte der Personen mit Migrationshintergrund sind Deutsche (52,4 Prozent). Mittelfristig wird sich der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund weiter erhöhen: 2019 hatten 40,4 Prozent aller Kinder unter fünf Jahren einen Migrationshintergrund.“ (Bundeszentrale für politische Bildung, 20.09.2020)

Diese Zielgruppe möchten wir als potentielle Wähler*innen wieder stärker in den Fokus nehmen, da sich viele Zugehörige von der SPD abgewendet haben. Zunehmend entstehen neue Wähler*innenvereinigungen, mit Spitzenkandidat*innen die eine Einwanderungs­geschichte haben bzw. aus einer migrantischen Community entstanden sind, mit dem Fokus auf Vielfalt und Toleranz. So haben diese in einigen Kreisfreien Städten bei der jetzigen Kommunalwahl auch Ratsmandate erhalten. Diese Wähler*innen müssen wir zurück­gewinnen, insbesondere da nicht alle dieser neuen Parteien/Vereinigungen auf dem Boden der Demokratie entstanden sind, ist es umso wichtiger die SPD hier in den Fokus zu rücken.

Empfehlung der Antragskommission:
Überweisung an SPD-Landesvorstand